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Die Jugendentwicklung beim Hund oder wegen Großbaustellen vorübergehend geschlossen.


Nach der Welpenzeit beginnt die Pubertät und nachdem der Hund geschlechtsreif ist, endet die Pubertät und es folgt die Adoleszenz (von lat.adolescere = heranwachsen). Die Übergänge sind fließend und das Zusammenleben kann in diesem Lebensabschnitt eine echte Herausforderung sein und dann fallen rasch Sätze, wie: Jetzt geht aber nicht mehr freundlich und nett. Der tanzt mir auf der Nase herum. Für den jungen Hund wird plötzlich alles anders, oftmals kommen leider auch immer härtere Strafen zur Anwendung.

Ist das tatsächlich der Fall? 
Verwandelt sich der niedliche kleine Welpe in ein Ungetüm, das uns auf der Nase herumtanzt und böse Streiche plant, um uns zu ärgern? Oder möchte der junge Hund buchstäblich die Weltherrschaft?

Ein ganz klares NEIN!

Diese Veränderungen im Verhalten sind physiologisch absolut normal und auch mit Dominanz hat das nichts zu tun.
Der Übergang von der Welpenzeit zur juvenilen Phase ist ein fließender Prozess. Sobald der Zahnwechsel abgeschlossen ist, bezeichnet man den Hund nicht mehr als Welpen, sondern als Junghund.
Doch es sind nicht ausschließlich die Geschlechtshormone, welche in dieser Phase aktiv werden. Vielmehr verwandelt sich das Gehirn zu einer regen Baustelle voller Veränderungen und Entwicklungen.
Hat der Hund die Geschlechtsreife erreicht, ist die Pubertät abgeschlossen und es schließt sich nahtlos die Adoleszenz an. 
Die Adoleszenz umfasst den Zeitraum zwischen der Geschlechtsreife und dem Erwachsenenalter. Bei Hunden erstreckt sich dieser Lebensabschnitt in der Regel vom 5. bis zum 24. Lebensmonat. Bei größeren Hunderassen kann die Adoleszenz auch länger dauern. In einigen Rassenbeschreibungen wird darauf hingewiesen, dass diese Hunde als „Spätentwickler“ gelten. Das bedeutet, dass sie für ihre jugendliche Entwicklung mehr Zeit benötigen und erst mit 3-4 Jahren geistige und emotionale Reife erreichen können.

Doch was geschieht in dieser Phase der Jugendentwicklung im Gehirn?

Fangen wir mit der Amygdala an. Die Amygdala, die auch als Mandelkern bezeichnet, ist das Zentrum der emotionalen Bewertung und steuert die Wahrnehmung sowie Reaktionen. In dieser Phase vergrößert sich die Amygdala und reagiert sensibler und intensiver auf äußere Einflüsse. Dadurch werden emotionale Reaktionen verstärkt. Ungünstigerweise, fördert dies auch Angst- und Aggressionsverhalten.

Die Großhirnrinde beherbergt den präfrontalen Kortex, der als "Arbeitsspeicher" und Entscheidungszentrale fungiert. Er nimmt verarbeitete Informationen sowie emotionale Bewertungen aus dem Mandelkern entgegen und beeinflusst daraufhin die nachfolgende Reaktion. Es dauert jedoch einige Zeit, bis sich dieser spezielle Bereich des Gehirns vollständig entwickelt hat.
Die Großhirnrinde, in der bewusste Aktivitäten, Denkprozesse, geplantes Handeln und die freiwillige Ausführung von Bewegungen verarbeitet werden, verringert die Anzahl der Synapsen. Diese Synapsen stellen Verbindungsstellen zwischen den Zellen dar und sind für die Übertragung von Signalen sowie für das Speichern von Informationen zuständig.

Der Stresshormonspiegel ist bei allen Säugetieren während der Adoleszenz am höchsten. Der Hund reagiert sensibler. 
Die Dichte und Empfindlichkeit der Dopaminrezeptoren verändert sich in verschiedenen Gehirnarealen. Dies führt zu gesteigertem Neugierverhalten und dazu, dass das Belohnungssystem leichter erregbar ist. Selbstbelohnendes Verhalten bekommt einen höheren Stellenwert. Dein Hund hat Schwierigkeiten, sich von bedeutungsvollen und belohnenden Aktivitäten zu lösen und seine Aufmerksamkeitsspanne wird kleiner und sein Radius erweitert sich. Zudem reagiert er emotionaler und ist leicht gereizt.

Wie kann man dieses Wissen am effektivsten im Umgang und im Training mit dem Hund einfließen lassen?

Neben Geduld und Verständnis für den jungen Hund sind Maßnahmen des Managements und vorausschauendes Handeln oft schnell, einfach und effektiv umzusetzen.
Als Beispiel: 
Wenn der Hund nicht auf den Rückruf reagiert, kann eine lange Leine (mit Brustgeschirr) genutzt werden. Dadurch vermeidet man seinen eigenen Unmut und der Hund kann trotzdem seine Umwelt erkunden und seinen Bewegungsradius innerhalb der langen Leine nutzen.

Fokussiere dich auf das gewünschte Verhalten und verstärke es. 
Überlege und gestalte das Training mit deinem Hund so, dass er viele Dinge richtig machen kann. Vermeide Methoden, bei denen der Hund so lange üben muss, bis er alles richtig macht. Das führt nur zu unnötigem Frust beim Hund. Es ist besser, den Trainingsschritt zu überdenken und zu überlegen, was man ändern kann, damit es funktioniert.
Sorge für Gelassenheit und Erholung. Identifiziere potenzielle Stressfaktoren, trainiere oder vermeide sie.

Auch mal Fünfe gerade sein lassen.
Du kannst ruhig mal auf das Training verzichten, wenn es mit deinem Hund nicht gut läuft oder das Training zu schwer für ihn ist. Versuche, das Training etwas leichter zu gestalten, damit dein Hund besser mitmachen kann und dadurch belohnt wird. Das Gleiche gilt auch für dich selbst.😉
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